• Dir begegnen


    Dir begegnen, du letztes Ziel hinter allem wühlenden Streben und Verlangen

    In dir versinken, du erste und höchste Geborgenheit

    Dich berühren, du stärkste und zarteste Hand

    Bei dir erkannt sein, in der Fremde

    Von dir umkleidet werden, in Daseins Blösse

    Wollen aus deinem Geiste, wirken aus deiner Gnade, ruhen in deiner Liebe

  • Eine Ode an das stille Örtchen



    Oh glattes Weiss,
    Porzellan, das niemals fordert.
    Kühles Ruhekissen
    Labsal des ausgezehrten Gemüts


    Gepriesen sei deine sanfte Milde
    Dein nimmer störendes Gespühl
    Dein friedlich Brausen
    Das fröhlich wegträgt des Darmes Gestühl

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  • Spottlied an den Tod


    Du vorletzter Grosskönig
    Durchkreuzer farbiger Gegenwart
    Du Abwürger tief atmender Kehlen
    Zermalmer liebender Herzen
    Du grosszügiger Verlängerer namenloser Pein
    Verformer hoffnungsdurchtränkter Bilder
    Du Vater des Endes
    Spötter jedes zärtlichen Beginns
    ~
    Du Geschlagener deiner eigenen Waffen
    Getroffener in Entfesslung eigenster Gewalt
    Du im falschen Triumph überrascht Klagender
    in deinem Streben fortan Hoffnungsloser
    Du in grösstem Fleiss Wirkungsloser
    Du Verblassender, im Sieg Verschluckter.

    Spotten wird man deiner in Land der Lebenden.
    Wo ist dein Sieg, der deinem langen Schlachtgebrülle Ehre tut?
    Wo ist die Schande, die deine Angst uns beständig vor Augen gemalt hat?
    Einst wird man deiner gedenken,
    du Vergessener.

    (30.11.2019)

  • Wirklichkeit im Glanz der Wahrheit


    Gewidmet Josh. N. zum 30. Geburtstag


    Unlängst prägte sich mir ein atmosphärisch dicht geladenes Bild ein. Ich befand mich mit meiner Familie auf einem Bauernhof und blickte aus erhöhter Lage hinab auf eine Szenerie der reinsten Fülle. Vor einer alten Scheune standen zwei an eine alte Kutsche gezäumte Pferde. Neben dem Gefährt unterhielten sich zwei rundlich-rotwangige Männer, deren Gespräch nur von ihren kräftigen Schlucken aus den eilig für sie herbeigebrachten Gerstensäften unterbrochen wurde. Vor ihnen auf dem sonnenüberfluteten Boden lag ein kleiner Hund, der lustvoll vor sich hindöste. Neben dem Wagen war ein alter hölzerner Torbogen zu erblicken über welchem alte Gerätschaften zur Schau aufgehängt waren. Links neben dem Wagen blickte ein Fohlen aus der halb geöffneten Stalltür und ergötzte sich neugierig an der Betriebsamkeit. Nicht weit daneben stand ein Vater, der mit seiner grossen, vom Wetter gegerbten rechten Pranke die feine Hand seines Sohnes zärtlich umschloss.

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  • “Ein neuer Mensch werden” – Subjektivistische Gedankenfragmente über die Regungen der Seele in der Krise


    _PROLOG_
    Im letzten Jahr war es soweit: Mein verbissener Ehrgeiz kollidierte mit der Grenze meiner seelischen Kapazität. Meine mangelnde Bereitschaft, auch mal nicht alles zu geben, prallte auf meine umtriebig-hohe Sensitivität. – Ein seelischer Crash, angekündigt und begleitet von psycho-vegetativen Symptomen jeder denkbaren Art. Das gesamte stabilisierende Gerüst meiner Seele brach zusammen. Das Wort meines Hausarztes «Einmal ist dann halt auch mal zu viel Herr Deutscher!», hallte wie ein Echo durch die folgende Zeit. Jede Freude entschwand in ferne, unerreichbare Auen, die Angst durchwehte alle Regungen der Seele. Jedes Symptom wurde zum Anzeichen des endgültigen Endes, jeder Moment der Kraftlosigkeit zur Gewissheit, dass meine Zeit nun unwiederbringlich vorbei sei. Über mich senkte sich das Tal der Todesschatten aus Psalm 23. Jeder neue Tag wurde zur Durchhalteübung, Prisen der Geborgenheit ergaben sich nur in den Armen meiner behinderten Tochter und in den Wärmewellen des Badewannenwassers.
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