An der Tür zu unserem Schlafzimmer klebt eine Etikette mit der Aufschrift “Liebe überwindet alle Schwierigkeiten”. Dieser schlichte Satz ist ein permanenter, heilsamer Störfaktor in meinem Alltag. Er zwingt mich dazu, nachzudenken über meine Fähigkeit zu lieben. Er spiegelt mir meinen verborgenen Narzissmus, und beleuchtet den Egoismus, der sich in den verschütteten Grüften meiner Seele wacker am Leben erhält. Seine Herrschaft muss gebrochen werden, Tag für Tag.
Wofür?Zum Wohl meines Nächsten, zum Wohl meiner Anvertrauten, zum Wohl der Gemeinschaft, zum Wohl des Lebens und nicht zuletzt zum Wohl meiner selbst. Das Etikett fragt mich ständig: “Wem dienst du? Wen liebst du?” Oftmals bin ich auf dem Weg mir selbst zu dienen, mir selbst Recht zu verschaffen, meine Eitelkeiten zu kitzeln, meine vermeintliche Überlegenheit still zu bewundern, mein “Fleisch zu weiden”. Während ich also gelegentlich die Schäflein meiner Eitelkeiten selbstverliebt auf den Auen meiner inneren Person weide, stört mich das Etikett mit der Liebesaufschrift. Es weist mich wieder hin zum Meister der Liebe, der mein Ego mächtig unterwirft und dominiert, der mich befreit, der mir vergibt, der in mir die Fähigkeit wachsen lässt, zu verzichten, zu dienen – zu lieben. Wenn Jesus über mein Ego zu dominieren beginnt, bricht das Reich Gottes an. Mitten in der Dürre und der Spiessigkeit des gewöhnlichen Lebens. Der Geist ergiesst sich dann wie Wasser auf den ausgetrockneten Boden einer menschlichen Seele. Möge der Meister mit dir sein!
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