Erinnerungen
Wir drehen unser Rad der Zeit
Zu den fernen Schatten der Vergangenheit
Vor Augen kommet uns ihr längst verstrichenen Tage
Gleich einer nie verklingenden Sage
Unser Blick wende sich hin zu jenen Stunden
Ohne Nostalgie, Tränen und Wehmutskunden
Man schrieb das Jahr 1987 zu Basel
Im Dezember, zu Taubheit erstarrt die Äste des Hasel
In der Klinik zu St. Joseph bald ein Knabe soll geboren sein
Fallen liess eine junge Frau den Löffel, verschüttend den Festtagswein
Das Antlitz der Grossmutter erst sorgenvoll umwölbt von tiefem Kummer
Wandelte sich in Freude beim Anblick des Kindes im Schlummer
Wir drehen nun weiter unser Rad der Zeit
Und treten ein in noch jüngere Vergangenheit
An der Rüttihardstrasse 3 in Birsfelden, von hier nicht weit
wurde damals Salzteig gebacken, wir waren zu zweit
Ein Geruch liebevoll geformter Backwaren durchströmte die Gänge
Unvergesslich bleibende Heimatklänge
In eifrigen Stunden wurden erspäht und memoriert die Städte aller Länder
Auf der Weltkarte bis erklang die Tagesschau auf dem Schweizer Sender
Zwischen Griesspappe, Angst vor Hexen und dem Heulen des Lifts
Vergingen viele Tage, noch nicht ruhen soll mein eifriger Stift
Wir drehen nun weiter unser Rad der Zeit
Und treten ein in noch jüngere Vergangenheit
Vor unserer Sinne trete uns nun das kühle Nass des Frauenbades Eglisee
Wo Frau Nussbaumer barbusig strickte, der Silas pflückte Rasenklee
Mimi stets emsig schwimmend in des Beckens schimmerndem Blau
Am Himmel kein Dunkel, in meiner Erinnerung kein Wölkchen grau
Wir drehen nun weiter unser Rad der Zeit
Und treten ein, in noch jüngere Vergangenheit
Mit dem Bus via Liestal nach Reigoldswil
Bis uns erschien die Gaststätte, unseres Hungers Ziel
Die legendenumwobene Hütte auf der windigen Waldweid
Ein Alpenblick und das Echorufen, erblasset vor Neid!
Nach Verzehr urchiger Suppe und Tranchen des rauchigen Speck
schwanden dem ins Alpenbett torkelnden Silas die Sinne weg
Nach Erquickung durch Schlaf und schwarzen Tee
Ging’s weiter nach Waldenburg, egal ob Regen oder Schnee
Wir drehen nun weiter unser Rad der Zeit
Und treten ein, in noch jüngere Vergangenheit
Auch nach Lanzarote wagte sich das Duo, man kam sich überein
Und stolzierte bald an Stränden voller Lava-Gestein
Auf felsigen Anhöhen der Blick zum glitzernden Meereshorizont
Windumflattert unsere Köpfe, glücklich an der Insel Front
Wir drehen nun weiter unser Rad der Zeit
Und treten ein, in noch jüngere Vergangenheit
Zahlreich waren die Dienstagschlemmereien an der Salinenstrasse
Härdöpfelsalat, Fleischküechli, Zwiebeldunst vom Keller bis zur Terrasse
Zur Familie Deutschers grosser Gaumenfreude, Mimi ihre Kelle schwang
So, dass es jedem Hausarzt hätte werden müssen, Angst und Bang
Gestärkt durch den Hackbraten und den Kartoffelstock am Dienstag
Gedieh jeder der Deutscherbuben kräftig, jeder es nun sehen mag
Wir drehen nun weiter unser Rad der Zeit
Und treten ein, in noch jüngere Vergangenheit
Zwischen Vorlesungen über Kirchengeschicht- und Endgericht
Entdecke ich auf meinem leuchtenden Telefon eine Sprachnachricht
Der erste Satz der aufgeregten Mimi, etwas ganz Schlimmes sei geschehn
Herz pulsierte, kalte Schweiss emigrierte, mein Professor hat’s gesehn.
Was nun mag geschehen sein? Worum ging es, welche Not?
Die Eltern tot, die Brüder im Blute liegend unter der Flinte Schrot?
Werde ich künftig einsam essen mein Brot?
Würde sich schon von nun an senken über mein Leben das Abendrot?
Entwarnung! Nur die Hasen seien zerrissen, von des Fuchses tollem Wüten geschlissen und im Garten verteilt
die liebe Mimi vor Schreck ganz verpeilt, ans Telefon geeilt.
Wir drehen nun weiter unser Rad der Zeit
Und treten ein, in noch jüngere Vergangenheit
Von der Kanzel pflegte der Jungsporn nun zu reden
Vom Stotterer zum Verkündiger, es ist ganz verwegen
Als treue Zuhörerin zeigte sich Mimi, wenn der Silas da sprach
In der Pauluskirche und nun in Riehen, ich glaub ohne Ungemach
Keine von den Evastöchtern, die so viel den Enkel hat hören verkünden
Wie die Mimi den Silas, man mag es durch das biographische Band begründen
Wir drehen nun unser Rad der Zeit
Und sind nun für die Gegenwart bereit.
Für alle Stunden, Tage, Jahre sei dir gedankt
Wegen dir hat meine Seele weniger gewankt
Durch alle Wirrungen, Freuden und Ängste hindurch ginge unsere Pfade
Was krumm ist, machte und möge Gott machen gerade
Gott sei Dank bist du da, sprechen wir heute
Ohne sentimentales Geläute, ohne Seelengehäute
Dir soll heute gelten unserer Seele tiefster Kuss
Du, musst aber wissen, das beste kommt zum Schluss
Nicht stecken bleiben wollen wir in dem was war
Sondern uns ausstrecken nach dem Kommenden ganz und gar
Besser wird sein das Künftige als alles, was wir nun gesehn
Erheben werden sich die müden Knochen und neue Wege gehn.
Dein Taufspruch begleit uns hier zum Schluss
So können wir weiterziehen ohn Verdruss
«Ich bin die Auferstehung und das Leben» wurde dir schon früh zugeteilt
Du siehst, ich kann nicht reden ohne dass die Hoffnung Christi mit dir geteilt
Es gibt noch schönere Erden, glücklichere Stunden
Ohne Schwermutsrunden
Lass dir diese Erdenzeit und alles, was dir noch geschenkt, als Vorbereitung zu Höherem dienen,
Da werden sich erhellen selbst die sorgenvollsten Mienen
Lieben tust du die Erde, ihre Sonnenuntergänge und Sternenhimmel,
Den Frühling, die Wälder, das Weihnachtsgebimmel
Lieben tut dich noch ein anderer der grösser als die Meere
Gewaltiger als die weitesten Sternenheere
Mit seinen Armen offen er noch immer vor dir steht
Wohin auch immer der Strom der Zeiten geht
Sei gesegnet mit Geborgenheit und unendlicher Liebesbrunst
Jede Bürde werde leicht,
Was ängstlich werde hoffnungsvoll,
Was verborgen, falle in Gottes Schoss
Jede Freude werde gross, was krumm ist gerade, was klein ist gross.
Lieber Silas ich freue mich sehr über deine lieben Worte ich bin dankbar das ich dich begleiten konnte,es war nicht immer eine einfache Zeit aber für mich doch eine schöne Zeit und ich bin sooo froh wenn es dir gut geht und ich wünsche dir ganz viel Kraft auf deinem Weg mit deiner Familie und deinem Pfarramt