Es ist Dienstagmorgen und ich sitze im Unternehmen Mitte in Basel. Vor mir auf dem Tisch eine Tasse Kaffee, ein etwas zu klein geratenes Gläschen Wasser mit einem kleinen silbernen Tablar darunter. Der Röstgrad der Kaffeebohnen: Nahe an der Perfektion. Ich setze mich wie gewohnt in die Säulenhalle. Während ich mich frage, was das Mitte-Klientel mir wohl heute wieder zu bieten hat an Lebensfarbe und kultureller Diversität, lasse ich meinen Blick neugierig umherschweifen.
Hier findet sich alles: Kurzgeschorene Klischee-Kampffeministinnen, laut gestikulieren Araber, welche mit Verwandten telefonieren, narzisstische Studienabsolventinnen, welche sich selbst im Mittelpunkt des Weltgeschehens sehen, Verwahrloste, welche sich eine Stangenach der anderen genehmigen, konzentrierte Studierende vor ihren Notebooks (zu welchen ich vor nicht allzu langer Zeit auch gehörte), schreiende Kinder, welche in der Säulenhalle umherwusseln, Mütter, welche über die neuesten Errungenschaften der Kinderbreiforschung und Säuglingsmilchverarbeitung debattieren, ein Englisch-Leserkreis, der sich zum wöchentlichen Austausch trifft und theatralisch zwischendurch gar abgründig lachend) eine Buchpassage rezensiert, Kaderkumpanen aus Wirtschaft und Politik, welche sich mal unverkrampft in der Anonymität der lauten Masse unterhalten möchten, Migranten, die Deutsch lernen und nicht zuletzt Intellektuelle, die kopfschüttelnd die Neue Zürcher Zeitung durchrackern.
All dies, im selben Raum! Hier gefällt es mir. Und ich frage mich weshalb.
Es ist die Farbe, die Bandbreite an Menschen, welche aus verschiedenen sozialen Schichten zusammenfinden und im selben Raum Zeit verbringen. Es ist die Vielfalt, die sich jeder Homogenität verschliesst. Es ist die generationenübergreifende Besucherschaft, die mich beeindruckt. Es ist die Selbstverständlichkeit, mit welcher schreiende Kinder neben lernenden Studierenden sein dürfen. Es ist die hart näckige Verweigerung sich ständig nur wirtschaftlichen Kriterien zu unterwerfen. Es ist das Wagnis einen cholerisch-lauten Mittevierziger gemeinsam mit einer eher introvertierten jungen Frau, die Bar bedienen zu lassen.
Hier klingt etwas an von der kulturellen und sozialen Vielfalt des Königreich Gottes. Dies sollte eigentlich eine Stärke der Kirche sein und ist es auch immer wieder dann, wenn sie sich nicht verschliesst vor Verbürgerlichung und lebenserstickender Homogenität. Dann, wenn sie zurückkehrt zu ihrer ersten und frischen Lieben. Hier im Unternehmen Mitte kann Christus Raum finden, wenn ich mich nicht verweigere sein Gesandter zu sein. Gesandter des Friedefürsten und Erlösers, der es vermag aus der reinen Koexistenz der Schichten, welche das Unternehmen Mitte ermöglicht, eine göttliche Gemeinschaft zu formen. Dies ist ein Leben jenseits von Bürgerlichkeit und Alternativität. Es ist das Leben im Licht des kommenden Königreiches.
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